Schießen mit Kurzwaffen

nach dem Regelwerk der

International Practical Shooting Confederation (IPSC)

Verfasser: Helmut Götz

Geschichte
Die Ursprünge des IPSC-Schießens liegen in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der Verein „South West Pistol League“ in Kalifornien gilt als Begründer des schnellen Schießens mit großkalibrigen Waffen in einer wettkampftauglichen Form.

Internationales Niveau erreichte IPSC im Jahr 1976: Im Mai fand im US-Bundesstaat Missouri die sogenannte „Columbia-Konferenz“ statt, bei der Vertreter aus 14 Nationen, auch aus Deutschland , anwesend waren. Mit dieser Konferenz wurde die „International Practical Shooting Confederation“ als Weltdachverband gegründet.

Das Motto unseres Sports lautet:
„Diligentia, Vis, Celeritas“ (DVC) auf Deutsch:
„Präzision, Kraft, Schnelligkeit“

Struktur
Der Weltdachverband hat seinen Sitz in Kanada. Ihm sind derzeit 97 Nationen,
sogenannte „Regionen“ , von Argentinien bis Zimbabwe, angeschlossen (Stand: Januar 2016). Neben Verwaltungsaufgaben ist eine der Hauptaufgaben die Herausgabe und Aktualisierung eines internationalen Regelwerks. Dieses Regelwerk ist auch in Deutschland verbindliche Grundlage für das IPSC-Schießen und vom Bundesverwaltungsamt genehmigt. Allerdings sind aus waffenrechtlichen Gründen im deutschen Regelwerk geringfügige Änderungen vorgenommen worden, um eine deutliche Abgrenzung zum genehmigungspflichtigen Verteidigungsschießen zu haben. So ist z.B. das Schießen im Laufen nicht erlaubt, sehr wohl aber im Gehen.

Sportrechtliche Grundlagen
Vertretungsrechte dieser Sportart werden vom Dachverband weltweit jeweils nur an einen Schießsportverband einer Region vergeben. Die Vertretungsrechte der Region Deutschland liegen beim Bund Deutscher Sportschützen (BDS).
Hieraus folgt, dass der erste Schritt zur Ausübung des IPSC-Sports der Beitritt zum BDS über einen Verein ist.

Das IPSC-Schießen stellt an das Können eines Schützen und den sicheren Umgang mit einer Schusswaffe überdurchschnittliche Anforderungen. Daher verlangt der BDS von am IPSC-Schießen interessierten Schützen den Nachweis des individuellen Schießvermögens und der Regelkunde im Rahmen eines Sicherheits- und Regeltests (SuRT). Bei Bestehen des Tests erhält das Mitglied eine Bestätigung und ist erst dann berechtigt, an IPSC-Wettbewerben im In- und Ausland teilzunehmen.

Im BDS haben wir etwa 9600 Schützen, die den SuRT absolviert haben (Stand: 2011).


Zielsetzung bei einem Wettbewerb
Die Wertung ist immer: Erzielte Trefferpunkte dividiert durch die benötigte Zeit für einen Parcours (Übung, Stage). Es kommt also darauf an, die gestellte Aufgabe eines Parcours in kürzester Zeit mit möglichst hohen Trefferpunkten zu lösen.

Zielmedien
Beim IPSC-Schießen wird auf Papierscheiben mit 3 unterschiedlich hoch bewerteten Zonen sowie auf Stahlziele mit einheitlicher Wertung geschossen. Die höchste Wertung für einen Treffer sind 5 Punkte.

Darüber hinaus gibt es Strafscheiben und Strafstahlziele, ein Treffer auf ein Strafziel wird mit 10 Strafpunkten bewertet. Ein fehlender Treffer wird ebenfalls mit 10 Strafpunkten gewertet.

Parcours (Stage)
Der Veranstalter eines Wettbewerbs ist bei der Gestaltung eines Parcours nur an das Regelwerk und an die örtlichen Gegebenheiten des Schießstandes gebunden. Mit den Papierscheiben und evtl. auch mit den Stahlzielen wird ein Parcours aufgebaut, bei dem maximal bis zu 32 Treffer erzielt werden müssen. Die Ziele befinden sich in der Praxis in einer Entfernung von 5 bis 25 Meter, gelegentlich schießt man aber auch auf Ziele in einer Entfernung von etwa 2 oder 40 Meter, wenn die Standgegebenheiten dies zulassen.
Jeder Parcours wird gesondert gewertet und das Ergebnis fließt in die Gesamtwertung eines Wettbewerbs ein.

Wettbewerb
Wettbewerbe werden in sogenannte „Levels“ eingeteilt.
Level 1 ist z.B. ein Vereinswettbewerb mit mindestens 3 Stages und mindestens 40 Schuss.

Level 2 ist ein größerer Wettbewerb, z.B. eine Landesmeisterschaft, mit mindestens 6 Stages und mindestens 80 Schuss und mindestens 50 Startern.

Level 3 ist z.B. eine Deutsche Meisterschaft mit mindestens 12 Stages und mindestens 150 Schuss und mindestens 120 Startern.

Darüber hinaus gibt es Level 4 und Level 5 Wettbewerbe (Internationale Meisterschaften).

Wettbewerbsklassen (Divisions)
In den Anfangsjahren unseres Sports gab es praktisch nur eine Waffe, die Verwendung fand: Ein Colt 1911 A1 in .45 ACP mit 7 Schuss im Magazin. Aber Sportschützen sind ja erfinderisch und suchen ihre Vorteile. Und eine 1911 A1 kann nun nicht mal konkurrieren mit einer STI in Kaliber .38 Super Auto mit Kompensator, Red Dot Visier und 29 Patronen im Magazin. Zur Wettbewerbsgleichheit wurden deshalb sogenannte Divisions eingerichtet.


Wir haben folgende Klassen (Divisions):

Production Division
Nicht modifizierte Spannabzugspistolen (DA), nur zugelassene Waffen sind erlaubt. In der Praxis: Glock 17, SIG Sauer X-Five, CZ 75 im Kaliber 9mm Luger

Standard Division
SA-Pistolen mit offener Visierung, ohne Kompensator und mit festgeschriebenen Abmessungen.
In der Praxis: STI, H&K im Kaliber .40S&W

Revolver Division
Revolver mit offener Visierung, ohne Kompensator
In der Praxis: S&W Modell 625 im Kaliber .45 ACP

Open Division
SA-Pistolen mit optischem Visier, Kompensator und Großraumgriffstück für Magazine mit bis zu 29 Patronen Fassungsvermögen. Dies sind getunte Waffen, die bis zu 6000 Euro kosten können.
In der Praxis: STI in .38 Super Auto

Classic Division
Pistolen vom Typ Colt 1911 mit einreihigem Magazin.
Diese Division wurde zum 01.01.2012 eingeführt.

Categories

Ebenfalls zum Erreichen von Wettbewerbsgleichheit wurden sogenannte Categories geschaffen.

Lady
Weibliche Teilnehmer

Junior
Teilnehmer, die am Wettkampftag unter 21 sind

Senior
Teilnehmer, die am Wettkampftag über 50 sind

Super Senior
Teilnehmer, die am Wettkampftag über 60 sind

Einige Besonderheiten des IPSC-Schießens
Jeder Schütze wird von einem Range Officer begleitet, der die Kommandos gibt und auf das Einhalten der Sicherheitsregeln achtet.

Waffen dürfen nur in einer Sicherheitszone (Safety Area) oder auf Anweisung des Range Officer gehandhabt werden. Ansonsten werden sie im Holster getragen.

Wenn nicht auf ein Ziel geschossen wird ist der Finger grundsätzlich außerhalb des Abzugsbügels. Dies gilt besonders bei Bewegungen und beim Magazinwechsel. Nichtbefolgen führt zur Disqualifikation.

Eine unbeabsichtigte Schussabgabe führt zur Disqualifikation.

Die Waffe ist grundsätzlich in Richtung Kugelfang zu halten. Bei mehr als 90 Grad Abweichung in jede Richtung wird der Schütze disqualifiziert.